26. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus (21,28-32)
Wahrscheinlich machen alle Eltern in der Familie Erfahrungen wie diese. Eine Mutter erzählt:
„Der Geschirrspüler ist gelaufen. Ich gehe zu unserer Tochter und bitte sie, die Maschine auszuräumen. Prompt werde ich angemeckert: „Warum immer ich? Die anderen müssen nie helfen …“ Ich verlasse lieber erst einmal den Raum. Ich weiß: Irgendwann tut es ihr leid, dass sie so gemotzt hat, und wenn ich dann in die Küche komme, hat sie den Geschirrspüler ausgeräumt und alles ordentlich hinterlassen. Ganz anders unser Sohn. Wenn ich ihn frage: Kannst du bitte den Geschirrspüler ausräumen?f“, schaut er, lächelt mich freundlich an und sagt: „Ja, mach ich gleich.“ Und spielt weiter. Aus Erfahrung weiß ich: Da wird sich nichts tun. Wenn ich den Geschirrspüler nicht selbst ausräumen möchte, muss ich noch fünfmal zu ihm gehen und irgendwann schimpfen.“
Da kann man nur schmunzeln. Es geht hier ja um Kleinigkeiten.
Aber dies passiert auch bei ganz wichtigen Dingen, zum Beispiel in unserem Glaubensleben. Und das spricht Jesus mit seinem Beispiel der beiden Brüder an. Er wird dabei irgendwie ungemütlich, weil er den Finger auf eine Wunde legt, die jedem von uns im eigenen Glaubensleben bekannt ist: So ganz konsequent sind wir da nicht immer.
Ich glaube an Gott und an Jesus. Ich bin Christ. Ich sage „Ja“. Ich gehe vielleicht jeden Sonntag in die Kirche, sage sogar täglich ein Gebet und ich lese in der Bibel. Aber praktiziere ich das, was ich da feiere, bete und lese, in meinem Alltagsleben? Bin ich vielleicht eher wie der zweite Sohn – schnell begeistert dabei, aber träge, wenn es um die Umsetzung geht? Wie bereit bin ich wirklich, die Ärmel hochzukrempeln und Gottes Willen – oder das, was ich davon verstanden habe – zu tun? Ganz konkret und auch, wenn es mich etwas kostet? Ist mein „Ja“ nicht oft ein „Ja, ja“ - ohne Taten?
Ich höre das Wort von Jesus, ich kenne es, finde es auch gut, aber wenn es ernst wird, dann finde ich Ausreden. „Naja, ich werde sehen.“ – so lautet oft unsere Antwort. Naja, unverbindlich, sich nicht festlegen, alles offen lassen. „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun“, hat Goethe einmal gesagt. Es kommt nicht auf die schönen Sprüche an. Es kommt nicht darauf an, „Herr, Herr“ zu sagen. Es kommt nicht allein darauf an im Vater Unser zu beten: "Dein Wille geschehe!" Es kommt darauf an, den Willen Gottes zu tun.
Eigentlich spüren wir in den meisten Situationen unseres Lebens, was Gottes Wille ist. Wir spüren es in unserem Gewissen. In der ersten Lesung haben wir gehört, wie Paulus der christlichen Gemeinde in Philippi einige Beispiele gibt: „Wenn es wirklich wahr ist, dass ihr euch als Christen gegenseitig helft und ermutigt, dass ihr zu liebevollem Trost bereit seid, dass man bei euch etwas von der Gemeinschaft spürt, und wenn es wahr ist, dass euch herzliche und mitfühlende Liebe verbindet, dann freue ich mich sehr darüber“, sagt er. Das sind Verhaltensweisen, die wir als Christen untereinander bejahen. Aber tun wir es? „Seid bescheiden und lasst euer Handeln nicht von Ehrgeiz bestimmen...Denkt nicht zuerst nur an euch und euren Vorteil, sondern habt auch das Wohl der anderen im Auge. Nehmt Jesus Christus als Maßstab für euer ganzes Leben.“ - „Ja,ja“ sagen wir, aber tun wir es? - Tun, was wir glauben und an das glauben, was wir tun.
Spüren wir den Anspruch, den Jesus hier an uns stellt? Sagen wir „Ja“ zu Gott, zu Jesus, und tun wir auch etwas für das Reich Gottes? Jesus lässt da nicht locker. Er erwartet von uns Wahrhaftigkeit: Tun, was wir glauben. Denken und handeln, Wort und Tat sollen bei uns übereinstimmen. Dann sind wir glaubwürdig. In welchem von den beiden Söhnen erkennen wir uns selbst?